Unverdiente Pleite gegen Würzburg

Es war die erwartet schwere Aufgabe, welche die kleinen Löwen jedoch überragend meisterten. Sie drängten Würzburg in die Defensive und setzten dem Tabellenführer so richtig zu. Nur einmal passten sie nicht auf und das reicht dann leider für eine Mannschaft wie die Kickers. Am Ende unterlagen starke Löwen mit 0:1.

In der ersten Spielhälfte lieferten sich beide Mannschaften einen offenen Schlagabtausch mit einem Spiel, das man in dieser Liga leider nur sehr selten sieht. Technisch, trotz schlechtem Rasen hochklassig und von beiden Seiten mit voller Offensiv-Power.

Nach einer kurzen Anfangs-Offensive der Gäste übernahmen die Löwen auf eigenem Platz die Initiative und erspielten sich immer wieder gute Gelegenheiten. Insbesondere der über rechts auf und davonlaufende Mvibudulu sorgte immer wieder für Sorgenfalten auf der Stirn der Gäste-Trainers Hollerbach. Doch dessen pfeilschnelle Vorstöße endeten immer wieder in der Defensive der Gäste. Wäre nur einmal der Querpass auf den jedes Mal mitgelaufenen Neudecker gekommen …

Doch auch Felix Weber hatte nach einer Rabihic-Ecke eine Einschussmöglichkeit, genau wie Nico Karger. Alle Versuche blieben erfolglos. Und der Tabellenführer mit dem Kader, der manchen Drittligisten blass werden lässt? Der kam nur zu einer richtig guten Gelegenheit, als Niklas Weißenberger eine Ecke aus kurzer Distanz am stark reagierenden Netolitzky per Kopfball nicht verwerten konnte. Torlos ging es in die Halbzeitpause.

Die zweite Halbzeit begann mit einem Paukenschlag, doch Fabian Hürzeler scheiterte mit seinem Schuss am langen Bein vom Wulnikowski. Auch die nächste Gelegenheit hatte der TSV 1860, Kasim Rabihic donnerte nach 67 Minuten einen 25-Meter-Freistoß an die Querlatte.

Auch Würzburg hatte nun offensiv eine gute Szene als der eingewechselte Jabiri seinen Sturmkollegen Shapourzadeh bediente und der nur knapp verpasste.

Die Schlüsselszene der zweiten Halbzeit war ein Angriff der kleinen Löwen als 4 Löwen auf 3 Würzburger zugingen, Robert Glatzel jedoch den Ball leichtfertig vertändelte. Den Konter spielte der Spitzenreiter dann hervorragend, Lewerenz bediente kurz vor dem Tor Jabiri und der schob ins leere Tor ein. Danach spielte Würzburg clever und sicherte sich am Ende drei Punkte, die wahrscheinlich schon die Entscheidung für die Meisterschaft bedeuten.

Statistik:

Aufstellung 1860 II: 22 Netolitzky, 4 Weber, 5 Kokocinski, 6 Taffertshofer, 14 Mvibudulu, 16 Kurzweg, 19 Rabihic, 20 Karger, 21 Neudecker, 25 Scheidl, 27 Hürzeler. Bank: 1 Fritz, Burger, 7 Marton, 9 Glatzel, 11 Köppel, 24 Wiesböck.

Aufstellung Würzburg: 28 Wulnikowski, 3 Nothnagel, 5 Schoppenhauer, 6 Weißenberger, 8 Vocaj, 9 Shapourzadeh, 10 Lewerenz, 18 Gutjahr, 31 Herzig, 32 Billick, 37 Bieber. Bank: 34 Miltner, 14 Karsanidis, 17 Sonnenberger, 21 Demirtas, 23 Weiß, 26 Diroll, 27 Jabiri.

Wechsel: Karger für Glatzel (62.), Wiesböck für Hürzeler (74.), Burger für Taffertshofer (87.) – Karsanidis für Gutjahr (51.), Jabiri für Bieber (66.), Demirtas für Lewerenz (90.)

Tore: 0:1 Jabiri (80.)

Zuschauer: 2.250 im Stadion an der Grünwalder Straße

Schiedsrichter: Benjamin Cortus

Vorbericht:

Am Dienstagabend war Daniel Bierofka einer von 330.000 Zuschauern, die sich das fränkische Regionalliga-Derby zwischen Kickers Würzburg und dem 1. FC Schweinfurt live auf SPORT1 anschauten. Neue Erkenntnisse gewann der U21-Cheftrainer der Löwen beim 2:0-Erfolg der Würzburger nicht, zumal er bereits in der Woche zuvor das 0:0 des Spitzenreiters beim TSV Buchbach beobachtet hatte. „Würzburg ist eine ausgebuffte Mannschaft, die sehr effektiv und ergebnisorientiert spielt.“ Dazu kommt die individuelle Klasse. „Viele Spieler waren bereits höherklassig aktiv“, erzählt Bierofka. „Sie sind absolut zu Recht unangefochtener Tabellenführer.“ Ein Umstand, der für Bierofka und sein Team etwas den Druck nimmt. Faktisch spielt der Zweite gegen den Ersten, doch nach dem Aderlass im Winter sind die kleinen Löwen im Spitzenspiel nur Außenseiter. „In der momentanen Situation haben wir nichts zu verlieren“, sagt der 36-Jährige. „Daraus müssen wir unsere Motivation schöpfen.“ Positive Erinnerungen weckt auch das Hinspiel. In der Würzburger Flyeralarm-Arena gewannen die kleinen Löwen nach Toren von Marius Wolf und Fejsal Mulic mit 2:0. Beide haben mittlerweile den Sprung ins Zweitliga-Team geschafft. Auch damals waren die Sechzger nur Außenseiter, brachten den Kickers am 9. Spieltag die erste Saisonniederlage bei und lösten sie vorübergehend an der Tabellenspitze ab. Seit Donnerstag hat Bierofka wieder seinen kompletten Kader im Training zusammen, nachdem zu Wochenbeginn gleich sechs Spieler bei den Profis mittrainierten. Die Anspannung und Vorfreude auf die Partie gegen Würzburg ist seinen Jungs anzumerken. „Alle haben ordentlich mitgezogen. Jetzt müssen wir es nur noch schaffen, die Trainingsleistung in den Wettkampf zu transportieren.“ Im Kalenderjahr 2015 ist Bierofkas Team in der Regionalliga Bayern noch ohne Treffer, wobei sowohl im Heimspiel gegen den SV Schalding-Heining (0:0) als auch im Auswärtsspiel beim 1. FC Nürnberg II (0:2) drei Punkte drin gewesen wären. „Wir erarbeiten uns die Chancen, aber vor dem Tor fehlt uns der Biss, der unbedingte Wille, um den Ball reinzumachen“, analysiert Bierofka, der deshalb gezielt Automatismen in und um den gegnerischen Strafraum trainieren lässt. „Wenn die Gier dazu kommt, dann klappt es auch mit den Toren“, ist sich der Ex-Profi sicher. Im Spiel beim 1. FC Nürnberg kamen zur Abschlussschwäche haarsträubende individuelle Fehler, die zu den beiden Gegentoren führten. „Das ist eine extreme Situation, aus der die Jungs lernen müssen“, sagt Bierofka. Seine Empfehlung: „Nicht lange darüber nachdenken. Einfach abhaken und mit Selbstvertrauen ins Spiel gegen Würzburg gehen.“ An Bernd Hollerbach, den Trainer der Kickers, hat der frühere Nationalspieler keine allzu guten Erinnerungen. So traf er am 10. Mai 2003 im Trikot von Bayer Leverkusen gegen den Hamburger SV auf den Verteidiger. „Er war mein direkter Gegenspieler“, erzählt Biero, der sich im Verlauf der Partie einige Male in der horizontalen auf dem Rasen wiederfand. „Er war hart, aber absolut fair“, sagt der Löwen-Coach über seinen damaligen Widersacher. Die Partie in Hamburg ging mit 1:4 verloren. Dafür kann sich Bierofka jetzt als Trainer revanchieren.