Der Knoten ist endlich geplatzt

Auswärtssieg! Die kleinen Löwen feiern im Hans-Walter-Wild Stadion in Bayreuth endlich wieder einen dreifachen Punktgewinn und stürzen die Gastgeber damit in die Krise. Karger, Hürzeler, Andermatt und Bachschmid erzielten die Treffer in einem ungefährdeten 4:0-Sieg.

Das Spiel in Bayreuth plätscherte in der ersten Spielhälfte vor sich hin. Keine der beiden Mannschaften strotzte vor Selbstvertrauen, denn Bayreuth kam vom einem 1:6 in Unterhaching und auf Löwen-Seite gaben die letzten Ergebnisse auch nicht unbedingt Grund zur Freude. Dazu musste Trainer Daniel Bierofka auf einige Spieler verzichten, die am Vortag beim Profi-Testspiel in Innsbruck aktiv waren.

Dann aber kam die 24. Spielminute und ein Riesen-Bock des Bayreuther Torhüters Sponsel, der einen Schuss aus spitzem Winkel von Nico Karger durch seine Beine rutschen ließ. Dieses Tor schlug die Gastgeber dann offensichtlich endgültig zu Boden, denn danach brachen die Dämme. Fabian Hürzeler traf nach einem tollen Zuspiel von Bachschmid aus 15 Metern flach links zum 0:2 und erzielte damit sein erstes Löwen-Tor.

Erneut war es Bachschmid, der kurz darauf das 0:3 einleitete, das Nicolas Andermatt per Kopf erzielte. Und in der 45. Minute war es der überragende Bachschmid, der seiner Leistung die Krone aufsetzte und in einer Kontersituation das 0:4 erzielte. Er ging von der rechten Außenbahn alleine auf den Keeper zu, der mit einem Zuspiel auf den frei mitgelaufenen Helmbrecht rechnete. Doch Bachschmid schloss eiskalt ins kurze Eck ab. Ein Treffer Marke „wenn Du den nicht machst, reißt Dir der Trainer den Kopf ab“.

So ging es mit einer Vier-Tore-Führung in die Kabinen und die ersten Zuschauer machten sich bereits auf den Heimweg.

Die zweite Hälfte begann mit offensiven Gastgebern, die aber schnell merkten, dass gegen diese Löwen heute kein Kraut gewachsen ist. So verflachte deren Angriffsspiel auch schnell wieder und die Partie dümpelte vor sich hin, denn Sechzig musste nicht und Bayreuth konnte nicht.

Nach 73 Minuten durfte der Mann des Tages, Felix Bachschmid, vom Feld und sich den verdienten Applaus der vielen mitgereisten Löwen-Fans abholen.

Mehr Höhepunkte hatte die Partie dann nicht mehr zu bieten, das war allen, die den Löwen im Herz tragen aber vollkommen egal, denn diese erste Halbzeit wird uns lange im Gedächtnis bleiben.

Statistik:

Aufstellung 1860 II: 22 Netolitzky, 3 Yegenoglu, 4 Weber, 6 Hürzeler, 11 Köppel, 20 Karger, 21 Bachschmid, 23 Helmbrecht, 24 Andermatt, 27 Scheidl, 44 Kinjo. Bank: 1 Fritz, 5 Kokocinski, 7 Marton, 9 Pieper, 18 Mayer, 19 Aigner, 26 Seferings.

Aufstellung Bayreuth: 1 Sponsel, 4 Zitzmann, 5 Horter, 6 Ascherl, 9 Schmitt, 11 Gareis, 14 Wolf, 15 Makarenko, 23 Glasner, 34 Strangl, 36 Böhnlein. Bank: 7 Eckert, 3 Hannemann, 13 Ulbricht, 16 Stößner, 17 Kolb, 18 Seiter, 19 Hoffmann.

Wechsel: Ulbricht für Schmitt (57.), Hannemann für Gareis (65.), Kolb für Horter (73.) – Mayer für Köppel (66.), Pieper für Bachschmid (73.), Marton für Helmbrecht (79.)

Tore: 0:1 Karger (24.), 0:2 Hürzeler (39.), 0:3 Andermatt (41.), 0:4 Bachschmid (45.)

Zuschauer: 1.025 im Hans-Walter-Wild Stadion

Schiedsrichter : Thomas Stein

Vorbericht:

Es ist schon kurios. Alle Teams der Regionalliga Bayern ab Rang neun (SpVgg Bayreuth) haben ein negatives Torverhältnis. Nur die kleinen Löwen auf dem 13. Tabellenplatz weisen mit plus zwei ein positives auf. Gleichzeitig trennt sie nur drei Punkte, sprich ein Sieg von Rang sieben.
Vieles läuft derzeit nicht rund bei der U21 der Sechzger. „Fußball ist nicht immer erklärbar“, sagt U21-Chefcoach Daniel Bierofka, der in seiner 15-jährigen Profikarriere schon ähnlich Situationen durchlebt und durchleidet hat. „Wenn wir gegen Illertissen den Elfmeter reinmachen, dann gewinnen wir zu 99 Prozent.“ So aber verschoss Michael Kokocinski. Mit einem Mann mehr kassierte sein Team noch vor der Pause das 0:1. Im zweiten Durchgang ging nicht mehr viel, so dass es bis zum Ende bei diesem Spielstand blieb.

Wie grausam Fußball manchmal ist, zeigt auch die Statistik. „In den letzten drei Spielen gegen Augsburg, Amberg und Illertissen haben wir sechs Schüsse auf unser Tor zugelassen“, so Bierofka. Daraus resultierten vier Gegentreffer. Von neun möglichen Punkten holten die kleinen Löwen nur einen. Selbst hatten sie eine Vielzahl von Torschüssen und Chancen, erzielten aber nur zwei Treffer.

„Das Glück kann man erzwingen“, ist sich Bierofka sicher. „Die Einstellung stimmt ja. Mir tut es selbst weh, wie wir die Spiele verlieren. Das zieht runter. Aber wir dürfen jetzt nicht in Selbstmitleid zerfließen.“ In der momentanen Situation helfe nur ein Erfolgserlebnis: „Für Siege gibt es keinen Ersatz“, so der Coach. „Diese stärken das Selbstvertrauen.“ Dafür bedient der 36-Jährige bewusst eine Floskel, wie er selbst zugibt. „Ich wäre auch mit einem dreckigen Sieg zufrieden.“

Ob dieser ausgerechnet bei der SpVgg Bayreuth nach mittlerweile sechs sieglosen Partien gelingt? Für die Oberfranken setzte es zuletzt eine deutliche 1:6-Niederlage gegen die SpVgg Unterhaching. Trotzdem warnt Bierofka vor den Wagner-Städtern. „Es ist eine gut organisierte Mannschaft, die bei Ballbesitz immer Fußballspielen will“, erzählt der Löwen-Coach, der Bayreuth beim 1:1 gegen Jahn Regensburg live beobachtet hatte. „Sie sind besser, als es der Tabellenplatz aussagt, auch wenn sie mit Dominik Stolz im Sommer ihren Torjäger an den SV Sandhausen verloren haben.“

Geduld ist also bei den kleinen Löwen gefragt. Der gute Saisonstart täuschte etwas darüber hinweg, wie groß der Umbruch im Sommer war. Dazu fehlen Bierofka Eckpfeiler wie Richard Neudecker, Emanuel Taffertshofer, Stephane Mvibudulu oder Romuald Lacazette, die bei den Profis mittrainieren oder verletzt sind. „Diese Spieler könnten uns schon weiterhelfen.“

Trotzdem würde der U21-Chefcoach nie den Stab über seine Mannschaft brechen. Im Gegenteil: „Wir sind ein Team, gewinnen und verlieren zusammen“, sagt er. Das gilt natürlich auch für das Spiel in Bayreuth am Samstag!